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Immer dienstags: Berufsberatung mit Herz und Verstand

Carmen Marquardt-Albertsen
ist Berufsberaterin an der GMS Bredstedt – und fester
Bestandteil eines engagierten Netzwerks

Jeden Dienstag ist Carmen Marquardt-Albertsen an der GMS Bredstedt. Von 8 bis 13 Uhr hat sie feste Sprechzeit – gemeinsam mit dem Bildungscoach. Ein klarer Takt im vollen Alltag, aber für sie ist das mehr als Routine: „Ich fühle mich wohl hier an der Schule. Sie ist groß, aber trotzdem so persönlich. Man merkt wirklich: Die interessieren sich für jede und jeden einzelnen.“

Die 32-jährige Berufsberaterin ist über die Bundesagentur für Arbeit an die Schule angebunden. Und sie ist nicht nur im Büro anzutreffen, sondern mittendrin: bei Elternabenden, im Stärkenparcours der Siebtklässler, im Berufsorientierungsunterricht ab der achten Klasse und auf der Messe. Sie begleitet Gespräche mit Schülern – bei Bedarf auch mit Eltern – und hilft auf dem Weg von der Schule in die Ausbildung. „Wichtig ist vor allem: ernst genommen werden, sich gesehen fühlen, Gespräche auf Augenhöhe“, sagt sie.

Von Büro bis Bau – und alles dazwischen

Was Schüler bewegt, ist dabei vielfältig. Mal kommen sie ohne jede Idee, mal mit einem ganz konkreten Plan. „Manche brauchen Orientierung kurz vor dem Abschluss, andere wollen sich schon frühzeitig absichern.“ Gefragt sind immer noch die Klassiker: Einzelhandel, Kfz-Mechatronik, medizinische und zahnmedizinische Fachangestelltenberufe. Auch Büroberufe stehen hoch im Kurs – von Rechtsanwaltsfachangestellten bis hin zu Groß- und Außenhandelskaufleuten.

„Der Ausbildungsberuf im Steuerwesen? Wird auch nachgefragt – aber selten. Letztes Jahr waren es im ganzen Agenturbezirk Flensburg gerade mal sechs Verträge.“ Und doch: Möglich ist vieles – mit MSA, ESA oder auch über Umwege.

Kompetenz statt Zensuren

Ein Trend, den sie beobachtet: Immer weniger Betriebe setzen auf Schulnoten. „Stattdessen zählen Sozialkompetenz, Eigenmotivation, Kommunikationsfähigkeit.“ Viele Schüler haben da allerdings auch Hürden zu überwinden – zum Beispiel beim Telefonieren. „Sprachnachrichten sind heute normal, aber wie melde ich mich professionell am Telefon? Das üben wir.“

Dafür bietet sie mehr als nur Orientierungsgespräche: Unterstützung bei Bewerbungen, konkrete Adressen von den Ausbildungsbetrieben, Einzelberatungen auch nachmittags – sogar online, wenn gewünscht. Dazu Tools wie Check-U (Stärken- und Interessentest online), BERUFE.net (Online-Lexikon über alle Ausbildungs- und Studienbereiche) und die BA-Mobil-App (damit kann man einen Suchauftrag für Stellen erstellen), die digitale Begleiter in der Berufswahl sein können. „Aber das persönliche Gespräch bleibt für mich der wichtigste Zugang.“

„Es gibt kein schlechtes Praktikum“

Ein Satz, den sie oft sagt. Selbst wenn ein Praktikum nicht passt: Es bringt immer Erkenntnisse. „Man lernt sich selbst besser kennen – was passt, was nicht, was beim nächsten Mal anders sein soll.“ Dass die Schule hier auch flexible Praktikumsmodelle ermöglicht, sogar in der Schulzeit, sieht sie als echten Pluspunkt: „Gerade die FLEX-Klassen sind da richtig gut aufgestellt.“

Verbindung statt Gießkanne

Marquardt-Albertsen mag keine Lösungen von der Stange. „Es geht darum, nicht mit der Gießkanne alles über alle zu schütten, sondern zu schauen: Was passt wirklich zu dir? Welche Unterstützung brauchst du – jetzt und konkret?“ Ihr Appell: „Nicht in Unsicherheit verharren. Früh anfangen, Fragen stellen und trotzdem das Leben auch ein bisschen auf sich zukommen lassen.“

So wird Berufsberatung zum echten Wegbegleiter – an einem Ort, der das ermöglicht: „Ich freue mich, dass die Schule das hier so konsequent lebt. Dass ich jede Woche da sein darf – das zeigt, wie ernst es ihnen ist.“

TEXT Anja Nacken / Markus Till
FOTO privat

So geht Berufsorientierung

Eine korrekte und aussagekräftige Bewerbung ist der erste Schritt auf dem Weg in die Ausbildung. In unserem Servicebereich steht außerdem, wie man die nachfolgenden Herausforderungen in Vorstellungsgespräch, Assessmentcenter und dem Start ins Arbeitsleben erfolgreich meistert.