
„Man muss die Schüler fürs Lesen begeistern – nicht nur zum Lesen bringen“
Carmen Alsen, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Bredstedt mit Förderzentrum, im Interview.
Frau Alsen, bitte stellen Sie sich doch selbst vor.
Mein Name ist Carmen Alsen. Ich bin 49 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und wohne in Flensburg. Ich leite die Gemeinschaftsschule mit Förderzentrum in Bredstedt – und das schon seit 13 Jahren in der Schulleitung, davon die ersten drei Jahre kommissarisch. Mein Beruf ist genau der richtige für mich und ich mache ihn bis heute jeden Tag gerne.
Sind Sie auch schon so lange an der Schule selbst tätig?
Tatsächlich sogar noch länger. Mein Referendariat habe ich zwar in Lübeck gemacht, aber danach kam ich direkt über Vertretungsstellen nach Leck und Bredstedt. Es ging dann recht schnell mit der Verbeamtung, und seitdem bin ich hier.
Was unterrichten Sie selbst noch?
Ich bin auch Klassenlehrerin. In der Berufsorientierung arbeite ich mit einem Kollegen zusammen – er betreut das schwerpunktmäßig im Fach Wirtschaft/Politik (WIPO). Gemeinsam bereiten wir Bewerbungen vor, betreuen Praktika und besprechen berufliche Perspektiven.
Ein ganz anderes Thema: Lesekompetenz. Warum ist das gerade jetzt so wichtig?
Nach Corona wurden die Lernstände vieler Schüler systematisch überprüft. Dabei stellte sich deutlich heraus: Die Lesekompetenz ist bei vielen zurückgegangen. Das liegt sicher auch an der zunehmenden Mediennutzung. Es wird weniger gelesen, Sprache wird oft auf Kurznachrichten reduziert. Aber auch vor Corona war das schon ein wachsendes Problem.
Wie reagieren Sie als Schule darauf?
Wir haben ein eigenes Leseförderkonzept entwickelt. Bei uns findet Lesen in der Lernzeit, im Klassenrat und auch im Projekt ‚Lesen macht stark‘ statt. Wir nutzen verschiedene Methoden wie Gruppenlesen oder Chorlesen. Insgesamt kommen wir so auf etwa drei Stunden Leseförderung pro Woche.
Wie integrieren Sie analoge und digitale Medien im Schulalltag?
Das iPad ist ein unverzichtbares Arbeitsmittel geworden, das Handy hingegen eher störend. Es lenkt ab und stört mit ständigen Benachrichtigungen. Ich bin froh, dass wir es zunehmend aus dem Unterricht verbannen können.
Können Sie selbst auch noch überrascht werden im Unterricht?
Jeden Tag. Mal gelingt eine Leseeinheit super, mal nicht so sehr – das hängt stark von der Klasse ab. Bei Kollegen sehe ich eindrucksvolle Umsetzungen. Und wenn Schüler sagen: ‚Ich lese lieber ein klassisches Buch als eine Graphic Novel‘, dann merkt man: Da hat jemand wirklich Interesse entwickelt.
Wie motivieren Sie Schüler zum Lesen?
Ich schreibe keine Bücher vor, sondern lasse sie auswählen. Das fördert das Interesse. Zur Prüfungsvorbereitung lesen wir kürzere Texte mit Fokus auf Leseverständnis. Die Mischung macht’s.
Digitale Lesemedien: Bieten sie eher eine Chance oder ein Risiko?
Beides. Besonders für Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche bieten Apps, die Texte vorlesen, eine enorme Hilfe. Gleichzeitig fehlt beim Wischen über den Bildschirm oft die Tiefe, die ein gedrucktes Buch bietet.
Gibt es Unterstützung von Eltern oder Bibliotheken?
Wir arbeiten mit der Stadtbücherei hier in Bredstedt zusammen, auch wenn der Bücherbus fehlt. Einige Kollegen kümmern sich engagiert um aktuelle Buchbestände – das ist viel wert.
Vielen Dank für das Gespräch.
TEXT Kristina Krijom
FOTO Reinhard Witt
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